Energetische Sanierung Hauptschule Großkarolinenfeld: Unterschied zwischen den Versionen

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== Übersicht ==
 
== Übersicht ==
Der 1. Bauabschnitt der Hauptschule mit Turnhalle und Verwaltungsräumen wurde 1981 errichtet ohne Unterkellerung. Beheizt wurde dieser mit einer Strom- heizung. Aus umwelt- und energiepolitischen Gründen macht Strom als Energieträger wenig Sinn. Denn 2/3 der Energie, die im Kraftwerk zur Stromerzeugung benötigt werden, gehen verloren. Nur 1/3 des Aufwandes zur Stromerzeu-gung kann man nutzen. Deshalb sind die Kosten für das Heizen mit Strom relativ hoch. Durch die vorgenommenen energetischen Sanierungsmaßnahmen konnte der Jahres-Primärenegiebedarf des ersten Bauabschnitts von ca. 737 kWh/m²a (100%) im Bestand auf ca. 129 kWh/m²a reduziert (17,5%).   
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Der erste Bauabschnitt der Hauptschule Großkarolinenfeld umfasst mehrere Klassenräume, Verwaltungsräume sowie eine Turnhalle und wurde 1981 ohne Unterkellerung errichtet. Beheizt wurde dieser mit einer Stromheizung.  
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Aus umwelt- und energiepolitischen Gründen macht Strom als Heizenergieträger jedoch wenig Sinn, denn 2/3 der Energie, die im Kraftwerk zur Stromerzeugung benötigt werden, gehen verloren. Nur 1/3 des Aufwandes zur Stromerzeugung kann man nutzen ([[Energieeffizienz]]). Deshalb sind die Kosten für das Heizen mit Strom relativ hoch. Durch die vorgenommenen, energetischen Sanierungsmaßnahmen konnte der Jahres-Primärenegiebedarf des ersten Bauabschnitts um ca. 80 % gesenkt werden.   
  
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[[Datei:Schule_gk_bestand.png|thumb|Hauptschule Großkarolinenfeld im Bestand]]
Datei:Bild noch einfügen.jpg|Hauptschule Grosskarolinenfeld, Vergleich Bestand zu Modernisierung
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Datei:Bild noch einfügen.jpg|Hauptschule Grosskarolinenfeld, Energie-Verbrauch und -Kosten
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[[Datei:Schule_gk_modernisiert.png|thumb|Hauptschule Großkarolinenfeld nach energetischer Sanierung]]
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== Standort ==
 
== Standort ==
  
Pfälzerstrasse 12, Gemeinde [[Grosskarolinenfeld]]
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Pfälzerstraße 12, Gemeinde [[Großkarolinenfeld]]
  
 
== Eckdaten ==
 
== Eckdaten ==
  
Der 1. Bauabschnitt der Hauptschule Großkarolinenfeld wurde im Jahre 1981 errichtet und beinhaltet neben den Schulräumen auch die Turnhalle sowie die Verwaltungsräume. Dieser Gebäudeteil ist nicht unterkellert. Die Beheizung erfolgte bis zur gerade durchgeführten Modernisierung über eine Stromheizung mit Nachtspeicheröfen, Blockspeicher (für die Erwärmung der Zuluft der Turnhalle) und Direkt-E-Heizungen (im Bereich der Eingangs- und Pausenhalle).
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Der erste Bauabschnitt der Hauptschule Großkarolinenfeld wurde im Jahre 1981 errichtet und beinhaltet neben den Schulräumen auch die Turnhalle sowie diverse Verwaltungsräume. Dieser Gebäudeteil ist nicht unterkellert. Die Beheizung erfolgte bis zur 2010 durchgeführten Modernisierung über eine Stromheizung mit Nachtspeicheröfen, Blockspeicher (für die Erwärmung der Zuluft der Turnhalle) und Direkt-E-Heizungen (im Bereich der Eingangs- und Pausenhalle).
Im Jahre 1991 wurde die Schule durch den Bau weiterer Klassenräumen erweitert (2. Bauabschnitt). Hier wurde im Kellergeschoss eine Ölheizung eingebaut, über die die neuen Räume beheizt werden.
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Im Jahre 1991 wurde die Schule durch den Bau weiterer Klassenräume erweitert (zweiter Bauabschnitt). Hier wurde im Kellergeschoß eine Ölheizung eingebaut, über welche die neuen Räume beheizt werden.
 
 
  
* Energiebezugsfläche nach PHPP: 682 m²
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* Lüftung: mechanisch, automatisch geregelte Lüftungsanlage
* Lüftung: Kombination aus manueller und mechanisch, automatisch geregelter Lüftung
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* Heizung: Biomasseheizkessel (Pellets/Hackschnitzel) als Ergänzung zum bestehenden Heizölkessel
* Heizung: Biomasseheizkessels (Pellets oder Hackschnitzel) als Ergänzung zum bestehenden Heizölkessel
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* '''Jahres-Primärenergiebedarf''' des ersten Bauabschnitts im Bestand: '''737''' kWh/m² a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, Warmwasser, Hilfs- u. Haushaltsstrom berechnet nach PHPP
* Warmwasser: Holz-Pelletskessel, 20 m² Solaranlage, Pufferspeicher
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* '''Jahres-Primärenergiebedarf''' des ersten Bauabschnitts '''nach der Sanierung''': '''129''' kWh/m² a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, Warmwasser, Hilfs- u. Haushaltsstrom berechnet nach PHPP
* Heizwärmebedarf: 22 kWh/m²a
 
* Jahres-Primärenergiebedarf des ersten Bauabschnitts im Bestand: 737 kWh/m²a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, Warmwasser, Hilfs- und Haushaltsstrom berechnet nach PHPP
 
* Jahres- Primärenergiebedarfdes ersten Bauabschnitts nach der Sanierung: 129 kWh/m²a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, Warmwasser, Hilfs- und Haushaltsstrom berechnet nach PHPP
 
 
* Gesamtkosten: ca. 2,3 Mill. €, davon liegt der gemeindliche Eigenanteil bei ca. 400.000,- €   
 
* Gesamtkosten: ca. 2,3 Mill. €, davon liegt der gemeindliche Eigenanteil bei ca. 400.000,- €   
* Baujahr: 1981
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* Baujahr des ersten Bauabschnitts: 1981
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* Baujahr des zweiten Bauabschnitts: 1991
 
* Energetische Sanierung: 2010
 
* Energetische Sanierung: 2010
  
 
== Zielsetzung ==
 
== Zielsetzung ==
  
Die Modernisierung umfasste neben der energetischen Sanierung auch brandschutztechnisch notwendige Sanierungsmaßnahmen. Ein Hublift über alle drei Geschosse im Foyer der Hauptschule gewährleistet, dass alle öffentlich genutzen Räume barrierefrei erreichbar sind.  
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Die Modernisierung umfasste neben der energetischen Sanierung auch brandschutztechnisch notwendige Sanierungsmaßnahmen. Ein Hublift über alle drei Geschosse im Foyer der Hauptschule gewährleistet zukünftig, dass alle öffentlich genutzen Räume barrierefrei erreichbar sind.
 
 
  
 
== Entstehungsgeschichte ==
 
== Entstehungsgeschichte ==
  
* Wer hat das Projekt initiiert?
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Aufgrund der schlechten Energiekennwerte der Stromheizung wurde die energetische Modernisierung des ersten Bauabschnitts der Hauptschule Grosskarolinenfeld durch das Konjunkturprogramm II der Bundesregierung gefördert.
 
 
Die Studenten Florian Fürst, Sebastian Görlich und Thorsten Knierim an der [http://www.fh-rosenheim.de Fachhochschule Rosenheim] im Studiengang‚ Holzbau und Ausbau‚ suchten im Rahmen Ihrer Diplomarbeit zum Thema '''Bauen im Bestand'''  ein geeignetes Objekt. Sie wollten für ein altes Wohnhaus eine energieeffiziente Sanierung im Passivhausstandard untersuchen und planen.
 
 
 
Die Studenten entschieden sich für das o.g. Objekt, da sich herausstellte, dass die Verwaltung der Marktgemeinde [[Bruckmühl]] eine Sanierung mit energetischer Modernisierung und Aufstockung des Dachgeschosses bereits plante. Dabei sollte sichergestellt werden, dass die Bewohnbarkeit während der Baumaßnahmen möglich ist. Ein Kostenrahmen von 1,3 Mill. Euro sollte eingehalten werden.
 
 
 
Die Diplomarbeit wurde im Wintersemester 2007/08 von Prof. Dr. Harald Krause und Prof. Gerhard Gicklhorn betreut. Die Studenten orientierten sich beim Außenwandaufbau am Konzept der Firma '''Lebensraum Holz GmbH''' [[Bad Aibling]].
 
 
 
Der Marktgemeinderat beschloss, das von den Studenten entwickelte Modernisierungskonzept zu realisieren.
 
 
 
* Wie wurde das Projekt geplant und realisiert?
 
 
 
Mit der Planung und Bauleitung wurde Architekt [[Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater (BAFA)|Dipl.-Ing. Martin Schaub]] aus [[Großkarolinenfeld]] von der Marktgemeinde beauftragt. Die Fachplanung für Heizung, Lüftung und Sanitär führte das Ingenieurbüro L. Garnik aus [[Bruckmühl]], die Fachplanung für Elektro das Büro H.-J. Meyer aus [[Tuntenhausen]] durch.
 
 
 
* Welche Schwierigkeiten galt es zu überwinden und wie ist das gelungen?
 
  
Das Projekt wurde in der Öffentlichkeit und im Marktgemeinderat intensiv diskutiert. Insbesondere die relativ hohen Baukosten für dieses Projekt standen im Fokus der Gespräche. Dennoch entschied der Marktgemeinderat, daß der Passivhausstandard bei dieser Sanierung Zielgröße bleibt.
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Augrund dessen wurden folgende energetische Maßnahmen an der Gebäudehülle durchgeführt:
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* Dämmung aller Außenwände
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* Dämmung aller Dachflächen von innen
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* Erneuerung der Fenster unter Verwendung von 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung
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* Austausch der Verglasung bei Außentüren und Fenstern der Pausenhalle durch 3-fach Wärmeschutzverglasung
  
* Wie wurde die Bevölkerung eingebunden?
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Zusätzlich wurden folgende energiesparende Maßnahmen bei der Anlagentechnik realisiert:
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* Die alten Elektro-Nachtspeicheröfen und Blockspeicher wurden demontiert und durch eine Spezialfirma entsorgt, da diese gesundheitsschädliche Materialien enthielten.
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* Die Installation einer neuen Heizwärmeverteilung versorgt die Heizkörper in den Klassen- und Verwaltungsräumen sowie die  Deckenheizung in der Turnhalle.
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* Die Erneuerung der Lüftungsanlage für die Umkleideräume in der Turnhalle sorgt in Zukunft dank Wärmerückgewinnung, Heizregister sowie Anschluss an den Heizkreis der Heizungsanlage für ein wirtschaftliches Gesamtkonzept.
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* Eine weitgehende Erneuerung der Beleuchtung und energetische Optimierung im sanierten Bereich wurde umgesetzt. Die künstliche Beleuchtung wurde in Klassen- und Büroräumen teilweise mit Bestandsleuchten verdichtet oder mit neuen wirtschaftlichen Direkt-Indirekt-Leuchten ausgestattet. Gerade letztere führen zu einem leichteren Raumeindruck, der die Atmosphäre besonders in den hohen Räumen des Obergeschosses verbessert und die geistige Leistungsfähigkeit der Nutzer erhöht.
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* Eine neue Beleuchtungstechnik in der Sporthalle führt zusammen mit der helleren Decke zu einer besonders wirtschaftlichen Beleuchtung. Diese ist in drei Stufen schaltbar und ermöglicht bei Bedarf eine Beleuchtungsstärke von 750 Lux, z.B. für Tischtennis-Wettkampfspiele auf internationalem Niveau.
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* Der Einbau mehrerer Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung versorgt die Klassen- und Aufenthaltsräume mit ausreichend Frischluft und reduziert die Lüftungsverluste.
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* Der Einbau eines Biomasseheizkessels für den Betrieb mit Pellets oder Hackschnitzel ergänzt den bestehenden Heizölkessel.
  
Über Presseartikel wurde das Projekt der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Vor Bezug der Wohnungen organisierte die Marktgemeinde einen Tag der offenen Tür, um interessierten Bürgern das realisierte Projekt vorzustellen.
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Da der Heizölkessel aufgrund seiner Leistung nicht ausreichte, um beide Bauabschnitte zu versorgen, war ein neuer zusätzlicher Heizkessel erforderlich. Insbesondere im Hinblick auf die Umweltbelastung und die langfristige Verfügbarkeit erschien es sinnvoll, im Zuge dieser Umbauphase zumindest teilweise auf nachwachsende Energieträger umzustellen.  
  
* Wie sah die Realisierungsphase aus?
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Der Einbau der Lüftungsanlagen stellt eine wesentliche Komponente des Modernisierungskonzeptes dar. Diese versorgt die Klassenräume regelmäßig mit frischer Luft und führt die belastete Luft ab. Wie verschiedene Untersuchungen zeigen, kann durch diese Maßnahme die Konzentrationsfähigkeit der Lehrer und Schüler deutlich gesteigert werden.  
 
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Des Weiteren trägt die Lüftungsanlage zur Energieeinsparung bei, da durch den integrierten Wärmetauscher ein wesentlicher Teil der Wärmeenergie von der Abluft der Zuluft wieder zugeführt werden kann. Die Lüftungsanlage beinhaltet damit für eine Schule ein sehr wichtiges anlagentechnisches Element, welches in jedem Fall Bestandteil eines zukunftsweisenden Modernisierungskonzeptes sein sollte.
Aufgrund der Holzbauweise mit vorgefertigten Elementen wurde das Projekt sehr zügig von Mai bis Oktober 2009 durchgeführt. Für alle 8 Bestandswohnungen konnten für die Bauzeit Ausweichwohnungen gefunden werden, da aufgrund der Wirtschaftskrise viele Wohnungen von Gastarbeitern aus Ungarn nicht belegt waren.
 
  
 
== Projektergebnis ==
 
== Projektergebnis ==
  
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Die Hauptschule Großkarolinenfeld kann jetzt, nach der Modernisierung, zum Großteil mit Biomasse beheizt werden. Nur bei Spitzenlasten wird der Ölkessel zusätzlich notwendig. Der Primärenergiebedarf des ersten Bauabschnitts wurde von ca. '''737''' kWh/m² a ''(100 %)'' im Bestand durch die energetischen Sanierungsmaßnahmen auf ca. '''129''' kWh/m² a reduziert ''(17,5 %)''. Entsprechend hoch ist auch die Verringerung der CO2- Emissionen bei der Gebäudebeheizung und der Vorteil für die Umwelt! Mit der neuen Biomasseheizung wird die regionale Wirtschaft gefördert. Die jährlichen Ausgaben der Gemeinde für die Gebäudebeheizung bleiben in der Region und müssen nicht an ausländische Konzerne fließen.
Die Hauptschule Großkarolinenfeld kann nun nach der Modernisierung zum Großteil mit Bio-masse beheizt werden. Nur bei Spitzenlasten wird der Ölkessel zusätzlich notwendig.  
 
  
Der Primärenergiebedarf des 1. BA wurde von ca. 737 kWh/m²a (100%) im Bestand auf ca. 129 kWh/m²a reduziert (17,5%). Entsprechend hoch ist sind auch die Verringerung der CO2- Emis-sionen bei der Gebäudebeheizung und der Vorteil für die Umwelt!
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Bei Gesamtkosten von ca. 2,3 Mill. € liegt der gemeindliche Eigenanteil bei ca. 400.000,- €.  Die Energieberatung prognostizierte eine jährliche Kosteneinsparung von ca. 19.000,- €. Damit konnte aus Sicht der Gemeinde eine hohe Wirtschaftlichkeit für diese Maßnahme erreicht werden.
 
 
Mit der neuen Biomasseheizung wird die regionale Wirtschaft gefördert. Die jährlichen Aus-gaben der Gemeinde für die Gebäudebeheizung bleiben in der Region und müssen nicht an Konzerne oder Ölmultis fließen.
 
 
 
Bei Gesamtkosten von ca. 2,3 Mill. € liegt der gemeindliche Eigenanteil bei ca. 400.000,- €.  Die Energieberatung prognostizierte eine jährliche Kosteneinsparung von ca. 19.000,- €. Damit wird eine hohe Wirtschaftlichkeit aus Sicht der Gemeinde für diese Maßnahme erreicht.
 
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== Akteure ==
 
== Akteure ==
  
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* [[Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater]], [[Großkarolinenfeld]]
 
 
* [[Architekturbüro Schaub, Grosskaroninenfeld]]
 
  
 
== Beteiligte Firmen  ==
 
== Beteiligte Firmen  ==
  
 
;Planung + Bauleitung
 
;Planung + Bauleitung
: [[Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater (BAFA)]], [[Großkarolinenfeld]]
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: [[Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater]], [[Großkarolinenfeld]]
 
;Planung + Bauleitung Heizung, Lüftung und Sanitär
 
;Planung + Bauleitung Heizung, Lüftung und Sanitär
 
: [[Axel Knörr, Dipl.-Ing., UTEO- Ingenieurservice GmbH]], [[Rosenheim]]
 
: [[Axel Knörr, Dipl.-Ing., UTEO- Ingenieurservice GmbH]], [[Rosenheim]]
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;Planung + Bauleitung Elektro
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: [[Wolfgang Weingart, Dipl.-Ing. (FH), Teleplan Ingenieurbüro]], [[Rosenheim]]
 
;Energieberatung
 
;Energieberatung
 
: [[Martin Schaub + Axel Knörr/ UTEO- Ingenieurservice]], [[Rosenheim]]
 
: [[Martin Schaub + Axel Knörr/ UTEO- Ingenieurservice]], [[Rosenheim]]
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== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
  
* [[Wikipedia:Passivhaus]]
+
* [[Wikipedia:Energetische Sanierung]]
 
* [http://www.architekt-schaub.de/projekte/aktuelles/energetische_modernisierung_hauptschule-54.html Architekturbüro Schaub]
 
* [http://www.architekt-schaub.de/projekte/aktuelles/energetische_modernisierung_hauptschule-54.html Architekturbüro Schaub]
  
 
[[Kategorie:Projekt]]
 
[[Kategorie:Projekt]]
 
[[Kategorie:Energetische Sanierung]]
 
[[Kategorie:Energetische Sanierung]]

Aktuelle Version vom 26. August 2020, 20:36 Uhr

Übersicht

Der erste Bauabschnitt der Hauptschule Großkarolinenfeld umfasst mehrere Klassenräume, Verwaltungsräume sowie eine Turnhalle und wurde 1981 ohne Unterkellerung errichtet. Beheizt wurde dieser mit einer Stromheizung. Aus umwelt- und energiepolitischen Gründen macht Strom als Heizenergieträger jedoch wenig Sinn, denn 2/3 der Energie, die im Kraftwerk zur Stromerzeugung benötigt werden, gehen verloren. Nur 1/3 des Aufwandes zur Stromerzeugung kann man nutzen (Energieeffizienz). Deshalb sind die Kosten für das Heizen mit Strom relativ hoch. Durch die vorgenommenen, energetischen Sanierungsmaßnahmen konnte der Jahres-Primärenegiebedarf des ersten Bauabschnitts um ca. 80 % gesenkt werden.

Hauptschule Großkarolinenfeld im Bestand
Hauptschule Großkarolinenfeld nach energetischer Sanierung

Standort

Pfälzerstraße 12, Gemeinde Großkarolinenfeld

Eckdaten

Der erste Bauabschnitt der Hauptschule Großkarolinenfeld wurde im Jahre 1981 errichtet und beinhaltet neben den Schulräumen auch die Turnhalle sowie diverse Verwaltungsräume. Dieser Gebäudeteil ist nicht unterkellert. Die Beheizung erfolgte bis zur 2010 durchgeführten Modernisierung über eine Stromheizung mit Nachtspeicheröfen, Blockspeicher (für die Erwärmung der Zuluft der Turnhalle) und Direkt-E-Heizungen (im Bereich der Eingangs- und Pausenhalle). Im Jahre 1991 wurde die Schule durch den Bau weiterer Klassenräume erweitert (zweiter Bauabschnitt). Hier wurde im Kellergeschoß eine Ölheizung eingebaut, über welche die neuen Räume beheizt werden.

  • Lüftung: mechanisch, automatisch geregelte Lüftungsanlage
  • Heizung: Biomasseheizkessel (Pellets/Hackschnitzel) als Ergänzung zum bestehenden Heizölkessel
  • Jahres-Primärenergiebedarf des ersten Bauabschnitts im Bestand: 737 kWh/m² a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, Warmwasser, Hilfs- u. Haushaltsstrom berechnet nach PHPP
  • Jahres-Primärenergiebedarf des ersten Bauabschnitts nach der Sanierung: 129 kWh/m² a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, Warmwasser, Hilfs- u. Haushaltsstrom berechnet nach PHPP
  • Gesamtkosten: ca. 2,3 Mill. €, davon liegt der gemeindliche Eigenanteil bei ca. 400.000,- €
  • Baujahr des ersten Bauabschnitts: 1981
  • Baujahr des zweiten Bauabschnitts: 1991
  • Energetische Sanierung: 2010

Zielsetzung

Die Modernisierung umfasste neben der energetischen Sanierung auch brandschutztechnisch notwendige Sanierungsmaßnahmen. Ein Hublift über alle drei Geschosse im Foyer der Hauptschule gewährleistet zukünftig, dass alle öffentlich genutzen Räume barrierefrei erreichbar sind.

Entstehungsgeschichte

Aufgrund der schlechten Energiekennwerte der Stromheizung wurde die energetische Modernisierung des ersten Bauabschnitts der Hauptschule Grosskarolinenfeld durch das Konjunkturprogramm II der Bundesregierung gefördert.

Augrund dessen wurden folgende energetische Maßnahmen an der Gebäudehülle durchgeführt:

  • Dämmung aller Außenwände
  • Dämmung aller Dachflächen von innen
  • Erneuerung der Fenster unter Verwendung von 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung
  • Austausch der Verglasung bei Außentüren und Fenstern der Pausenhalle durch 3-fach Wärmeschutzverglasung

Zusätzlich wurden folgende energiesparende Maßnahmen bei der Anlagentechnik realisiert:

  • Die alten Elektro-Nachtspeicheröfen und Blockspeicher wurden demontiert und durch eine Spezialfirma entsorgt, da diese gesundheitsschädliche Materialien enthielten.
  • Die Installation einer neuen Heizwärmeverteilung versorgt die Heizkörper in den Klassen- und Verwaltungsräumen sowie die Deckenheizung in der Turnhalle.
  • Die Erneuerung der Lüftungsanlage für die Umkleideräume in der Turnhalle sorgt in Zukunft dank Wärmerückgewinnung, Heizregister sowie Anschluss an den Heizkreis der Heizungsanlage für ein wirtschaftliches Gesamtkonzept.
  • Eine weitgehende Erneuerung der Beleuchtung und energetische Optimierung im sanierten Bereich wurde umgesetzt. Die künstliche Beleuchtung wurde in Klassen- und Büroräumen teilweise mit Bestandsleuchten verdichtet oder mit neuen wirtschaftlichen Direkt-Indirekt-Leuchten ausgestattet. Gerade letztere führen zu einem leichteren Raumeindruck, der die Atmosphäre besonders in den hohen Räumen des Obergeschosses verbessert und die geistige Leistungsfähigkeit der Nutzer erhöht.
  • Eine neue Beleuchtungstechnik in der Sporthalle führt zusammen mit der helleren Decke zu einer besonders wirtschaftlichen Beleuchtung. Diese ist in drei Stufen schaltbar und ermöglicht bei Bedarf eine Beleuchtungsstärke von 750 Lux, z.B. für Tischtennis-Wettkampfspiele auf internationalem Niveau.
  • Der Einbau mehrerer Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung versorgt die Klassen- und Aufenthaltsräume mit ausreichend Frischluft und reduziert die Lüftungsverluste.
  • Der Einbau eines Biomasseheizkessels für den Betrieb mit Pellets oder Hackschnitzel ergänzt den bestehenden Heizölkessel.

Da der Heizölkessel aufgrund seiner Leistung nicht ausreichte, um beide Bauabschnitte zu versorgen, war ein neuer zusätzlicher Heizkessel erforderlich. Insbesondere im Hinblick auf die Umweltbelastung und die langfristige Verfügbarkeit erschien es sinnvoll, im Zuge dieser Umbauphase zumindest teilweise auf nachwachsende Energieträger umzustellen.

Der Einbau der Lüftungsanlagen stellt eine wesentliche Komponente des Modernisierungskonzeptes dar. Diese versorgt die Klassenräume regelmäßig mit frischer Luft und führt die belastete Luft ab. Wie verschiedene Untersuchungen zeigen, kann durch diese Maßnahme die Konzentrationsfähigkeit der Lehrer und Schüler deutlich gesteigert werden. Des Weiteren trägt die Lüftungsanlage zur Energieeinsparung bei, da durch den integrierten Wärmetauscher ein wesentlicher Teil der Wärmeenergie von der Abluft der Zuluft wieder zugeführt werden kann. Die Lüftungsanlage beinhaltet damit für eine Schule ein sehr wichtiges anlagentechnisches Element, welches in jedem Fall Bestandteil eines zukunftsweisenden Modernisierungskonzeptes sein sollte.

Projektergebnis

Die Hauptschule Großkarolinenfeld kann jetzt, nach der Modernisierung, zum Großteil mit Biomasse beheizt werden. Nur bei Spitzenlasten wird der Ölkessel zusätzlich notwendig. Der Primärenergiebedarf des ersten Bauabschnitts wurde von ca. 737 kWh/m² a (100 %) im Bestand durch die energetischen Sanierungsmaßnahmen auf ca. 129 kWh/m² a reduziert (17,5 %). Entsprechend hoch ist auch die Verringerung der CO2- Emissionen bei der Gebäudebeheizung und der Vorteil für die Umwelt! Mit der neuen Biomasseheizung wird die regionale Wirtschaft gefördert. Die jährlichen Ausgaben der Gemeinde für die Gebäudebeheizung bleiben in der Region und müssen nicht an ausländische Konzerne fließen.

Bei Gesamtkosten von ca. 2,3 Mill. € liegt der gemeindliche Eigenanteil bei ca. 400.000,- €. Die Energieberatung prognostizierte eine jährliche Kosteneinsparung von ca. 19.000,- €. Damit konnte aus Sicht der Gemeinde eine hohe Wirtschaftlichkeit für diese Maßnahme erreicht werden.

Akteure

Beteiligte Firmen

Planung + Bauleitung
Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater, Großkarolinenfeld
Planung + Bauleitung Heizung, Lüftung und Sanitär
Axel Knörr, Dipl.-Ing., UTEO- Ingenieurservice GmbH, Rosenheim
Planung + Bauleitung Elektro
Wolfgang Weingart, Dipl.-Ing. (FH), Teleplan Ingenieurbüro, Rosenheim
Energieberatung
Martin Schaub + Axel Knörr/ UTEO- Ingenieurservice, Rosenheim

Weblinks