Passivhaus Aufstockung: Unterschied zwischen den Versionen

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Martin Schaub (Diskussion | Beiträge)
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== Übersicht ==
== Übersicht ==
Das Dachgeschoss der Volkshochschule wurde im Jahr 2008 ausgebaut. Die jährlich anfallenden Betriebskosten der Stadt Bad Aibling für die Gebäudebeheizung konnten durch die Sanierungsmaßnahmen deutlich gesenkt werden. Der Energiebedarf für die Heizung reduzierte sich durch den gezielten Einsatz von Passivhauskomponenten auf ca. 25% des damals gängigen EnEV-Standards (2007).  
Das Wohnhaus der Familie wurde um ein Geschoß erweitert. Dies bietet nun die Möglichkeit zwei separate Wohneinheiten in dem Gebäude unter zu bringen. Aus wirtschaftlichen und energetischen Gründen entschied man sich für die Realisierung im Passivhaus-Standard.


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[[Datei:Groess_bestand.jpg|thumb|Bestand]]
Datei:Bild noch einfügen.jpg|Volkshochschule Bad Aibling, Vergleich Bestand zu Modernisierung
 
Datei:Bild noch einfügen.jpg|Volkshochschule Bad Aibling, Energieverbrauch im Vergleich
[[Datei:Groess_aufstockung.jpg|thumb|Aufstockung im Passivhaus-Standard]]
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== Standort ==
== Standort ==


Heubergstraße 2, Gemeinde [[Bad Aibling]]
Pfälzer Straße 28, Gemeinde [[Großkarolinenfeld]]


== Eckdaten ==
== Eckdaten ==
Das viergeschossige Gebäude wurde im Jahr 1989 von der Stadt Bad Aibling für die städtische Volkshochschule umgebaut, die das Erd- und 1. Obergeschoss seitdem nutzt. Im 2. Oberge-schoss ist eine Einrichtung für die kindliche Frühförderung untergebracht. Das Dachgeschoss war für einen Ausbau vorbereitet, stand aber leer. Die Decke über dem 2. Obergeschoss zum unbeheizten Dachspeicher wurde bei den früher durchgeführten Umbauarbeiten des damaligen Eigentümers (Stadtwerke Bad Aibling) nicht gedämmt.
Im Gegensatz zur ursprünglichen Planung mit Büros sollten nun Räume für die Musikschule Bad Aibling und eine Einrichtung zur Förderung von Jugendlichen ohne Leerstelle im Dachgeschoss geschaffen werden.


* Konstruktion der Aufstockung: Leichtbauweise  
* Konstruktion der Aufstockung: Leichtbauweise  
* Wohnfläche der Aufstockung: 160 m²   
* Wohnfläche der Aufstockung: ca. 160 m²   
* Lüftung: Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung  
* Lüftung: Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung  
* Heizung: Brennwert-Kessel (Öl)  
* Heizung: Ölbrennwert-Kessel (Baujahr 2006)  
* '''Jahres-Primärenergiebedarf''' der Aufstockung: '''15''' kWh/m²a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, berechnet nach PHPP
* '''Jahres-Primärenergiebedarf''' der Aufstockung: '''15''' kWh/m²a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, berechnet nach PHPP
* Kosten: ca. 1.400,- €/m²   
* Kosten: ca. 1.400,- €/m²   
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== Zielsetzung ==
== Zielsetzung ==


Im Auftrag der Stadt Bad Aibling wurde für das gesamte Gebäude ein Energiebedarfsausweis erarbeitet. In diesem Zusammenhang wurde im Rahmen einer Energieberatung untersucht, durch welche energetische Maßnahmen beim Ausbau des Dachgeschosses Einsparpotential gegenüber einem Ausbau mit üblichen Energiestandards besteht.
Wunsch der Bauherren war es das bestehende Wohnhaus der Familie so zu erweitern, daß das Gebäude zwei Wohneinheiten beherbergen kann. Im Zuge der Sanierung sollte die Erdgeschosswohnung umgebaut werden, um eine barrierefreie separate Wohneinheit entstehen zu lassen.


== Entstehungsgeschichte ==
== Entstehungsgeschichte ==


Der Dachgeschossausbau sollte im Wesentlichen in Trockenbauweise ausgeführt werden. Der Einbau von dickeren Dämmschichten bedeutet also im Grunde nur erhöhte Materialkosten, da sich die Einbaukosten nicht erhöhen. Auch führen Fensterelemente mit 3- fach Wärmeschutzverglasung nicht mehr zu deutlichen Mehrkosten.
Das Einfamilien-Wohnhaus aus dem Jahr 1977 wurde von der Mutter des Bauherren bewohnt. Es wurde darüber nachgedacht, wie zwei Generationen – Mutter und die Tochter mit Familie - zusammen wohnen könnten. Das bestehende Haus war allerdings für eine zusätzliche familientaugliche Wohnung zu klein.  
 
Es entstand die Idee, das Dachgeschoss abzureißen und mit einer Wohnung über zwei Geschosse aufzustocken. In diesem Zusammenhang sollte die Erdgeschoss-Wohnung energetisch modernisiert werden. Die Ölheizung war erst wenige Jahre zuvor erneuert worden und bot die Möglichkeit eine Solaranlage nachzurüsten.
Zahlreiche Studien der letzten Jahre belegen, dass die Luftqualität in Schulungsräumen während der Heizperiode meist mangelhaft ist. Die „schlechte Luft“ ist nicht etwa durch einen Mangel an Sauerstoff bedingt (wie umgangssprachlich oft vermutet wird), sondern durch einen erhöhten CO2-Gehalt der Raumluft. Dieser wirkt sich oberhalb eines Schwellenwertes zunehmend negativ auf das Konzentrationsvermögen und die Leistungsfähigkeit der Schüler und der Lehrkräfte aus. Eine Fensterlüftung wird von den Nutzern meist nur unzureichend durchgeführt, oft auch im Form von gekippten Fenstern, was lüftungstechnisch unzulänglich und im Hinblick auf Energieverluste äußerst nachteilig ist. Daher ist es nicht überraschend, dass eine Überschreitung der Grenzwerte um ein Vielfaches (!) eher die Regel als die Ausnahme ist.
 
Die beste Lösung des Problems ist die Ausrüstung der Schulungsgebäude mit mechanischen Lüftungsanlagen. Moderne Anlagen mit bedarfsabhängiger Regelung und hochwertiger Wärmerückgewinnung arbeiten hocheffizient und gewährleisten nicht nur gute Raumluftqualität, sondern können auch erheblich zur Energieeinsparung und damit zum Klimaschutz beitragen.
Eine luftdichte Gebäudehülle sowie eine Komfort-Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sind wesentliche Bestandteile des Passivhaus-Standards. 
 
 
Dachgeschossausbau mit Passivhaus-Komponenten:
* Gebäudehülle: Außenwand Ziegel mit WDVS (U= 0,22 W/(m²K)), Dachschrägen (U= 0,14 W/(m²K)), Flachdach zum Treppenhaus (U= 0,14 W/(m²K)), Decke zum unbeheizten Dachspeicher (U= 0,11 W/(m²K)), Fenster Kunststoff mit 3-fach Glas mit Fensterstöcke mit überdämmten Alu-Dämmpaneelen (U= 0,08 W/(m²K)), Haustür Holz (U= 1,00 W/(m²K))
* Sonnenschutz: Sonnenschutzglas in Fensterelementen
* Treppenhäuser: Die beiden Treppenhäuser sind beheizt. Deshalb stellen die an diese angrenzenden Wand- und Türflächen keine Wärmeverlustflächen dar.
* Heizung: Gas- Brennwerttherme (Erdgas) für Heizung und Warmwasser; Wärmeverteilung über Plattenheizkörper in den Räumen.
* Warmwasser: Die Trinkwassererwärmung ist in spezifischer Relavanz über elektrische dezentrale Wassererhitzer hygienetechnisch optimal und effizient gelöst.
* Lüftung: Es wurde eine hocheffiziente kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung in Kombination mit einer kompakten Luftwärmepumpe realisiert, die gleichzeitig die Grundlast der Wärmeerzeugung und auch Kühllast teilweise übernimmt. Um die Betriebseffizienz weiter zu optimieren ist die Lüftungssteuerung über CO2 – Sensoren in den Referenzräumen positioniert und lastabhängig geschalten. Für die  Wärmespitzenlastabdeckung und für sporadische Heizanforderungen dient die konventionelle Gasbrennwertheizung über Heizkörper als Wärmeüberträger. Somit sind Hygiene- sowie Effizienz- und Komfortansprüche gleichermaßen hervorragend erfüllt.


== Projektergebnis ==
== Projektergebnis ==


Wenn das Dachgeschoss wie üblich nach EnEV-Standard 2007 ausgebaut worden wäre, hätte der Endenergiebedarf bei ca. 140 kWh/m²a betragen.
Der Erdgeschoss-Grundriss musste so umgeplant werden, dass eine separate Wohneinheit entsteht, welche über ein gemeinsames Treppenhaus zu erschließen ist. Die Wohnung sollte möglichst barrierefrei gestaltet werden. Eine elektrobiologische Untersuchung zeigte auf, daß aufgrund des benachbarten Trafohäuschens straßenseitig kein Schlafzimmer angeordnet werden konnte. Bei der Aufstockung von Ober- und Dachgeschoss sollte ein großzügiger Wohn-, Eß- u. Kochbereich geschaffen werden mit einem separaten Arbeitszimmer und einem Gäste-WC. Die Grundrisseinteilung aus dem Erdgeschoss konnte also nicht einfach übernommen werden, obwohl dies aus statischen Gründen die
einfachste Lösung gewesen wäre. Im Dachgeschoss sollten neben dem Elternschlafzimmer mit Bad zwei Kinderzimmer geschaffen werden. Die Treppe der Obergeschoss- und Dachgeschosswohnung wurde im Norden angeordnet. Die Diskussion über den Energiestandard des Gesamtgebäudes führte zu dem Vorschlag, die neue Wohneinheit im Passivhausstandard zu planen. Bei Nutzung der vorhandenen Öl-Brennwertheizung für Heizung und Warmwasser musste noch zusätzlich eine Solaranlage zur Brauchwasserbereitung installiert werden, um die Anforderung an den Primärenergiebedarf erfüllen zu können.


Mit dem Passivhaus-Projektierungsprogramm (PHPP) wurde ein Energiekennwert Heizwärme für den Dachgeschossausbau von 24 kWh/m²a berechnet. In diesem Zusammenhang wurden auch die Wärmebrücken, insbesondere die Anschlüsse an das Bestandsgebäude, detailliert berechnet. Der Passivhaus-Standard liegt bei 15 kWh/m²a.  
Die Ausschreibung der Handwerksleistung zeigte, dass die Aufstockung deutlich günstiger in einer Holzrahmenbauweise ausgeführt werden kann als bei Massivbauweise mit Wärmedämmverbundsystem. Außerdem lag ein wesentlicher Vorteil in der kurzen Bauzeit der Holzbauweise aufgrund der geringen Trockenzeiten.
Der Primärenergiebedarf für Heizung und  Warmwasserbereitung des Dachgeschosses der Volkshochschule Bad Aibling im ausgebauten Zustand liegt jetzt bei etwa 34 kWh/m²a.


== Akteure ==
== Akteure ==


* [[Martin Schaub]]
* [[Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater]], [[Großkarolinenfeld]]


== Beteiligte Firmen ==
== Beteiligte Firmen ==


;Planung und Bauleitung
;Planung und Bauleitung
: [[Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater (BAFA)]]
: [[Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater]]


;Planung Heizung und Lüftung  
;Planung Heizung und Lüftung  
: Prof. Dr. Harald Krause [[Samerberg-Törwang]]
: [[Harald Krause]], [[Samerberg]]-Törwang


;Statik
;Statik
: Fritz Baderschneider, Dipl.-Ing. [[Prien am Chiemsee]]
: Fritz Baderschneider, Dipl.-Ing. (t) [[Prien am Chiemsee]]


;Blower-Door-Test
;Blower-Door-Test
: Rainer Kutzner, Dipl.-Ing. (FH), [[Riedering]]
: [[Rainer Kutzner]], [[Riedering]]
 
;Elektro
: Micheal Weber, [[Tuntenhausen]]


;Energieberatung
;Energieberatung
: [[Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater (BAFA)]]  
: [[Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==


* [[Wikipedia:Passivhaus]]
* [[Wikipedia:Passivhaus]]
* [http://www.architekt-schaub.de/]
* [http://www.architekt-schaub.de/ www.architekt-schaub.de]
''
* [http://www.passivhausprojekte.de/ www.passivhausprojekte.de]


[[Kategorie:Projekt]]
[[Kategorie:Projekt]]

Aktuelle Version vom 26. August 2020, 20:40 Uhr

Übersicht

Das Wohnhaus der Familie wurde um ein Geschoß erweitert. Dies bietet nun die Möglichkeit zwei separate Wohneinheiten in dem Gebäude unter zu bringen. Aus wirtschaftlichen und energetischen Gründen entschied man sich für die Realisierung im Passivhaus-Standard.

Bestand
Aufstockung im Passivhaus-Standard

Standort

Pfälzer Straße 28, Gemeinde Großkarolinenfeld

Eckdaten

  • Konstruktion der Aufstockung: Leichtbauweise
  • Wohnfläche der Aufstockung: ca. 160 m²
  • Lüftung: Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
  • Heizung: Ölbrennwert-Kessel (Baujahr 2006)
  • Jahres-Primärenergiebedarf der Aufstockung: 15 kWh/m²a Wohn-/Nutzfläche für Heizung, berechnet nach PHPP
  • Kosten: ca. 1.400,- €/m²
  • Baujahr des Bestandsgebäudes: 1977
  • Aufstockung: 2009

Zielsetzung

Wunsch der Bauherren war es das bestehende Wohnhaus der Familie so zu erweitern, daß das Gebäude zwei Wohneinheiten beherbergen kann. Im Zuge der Sanierung sollte die Erdgeschosswohnung umgebaut werden, um eine barrierefreie separate Wohneinheit entstehen zu lassen.

Entstehungsgeschichte

Das Einfamilien-Wohnhaus aus dem Jahr 1977 wurde von der Mutter des Bauherren bewohnt. Es wurde darüber nachgedacht, wie zwei Generationen – Mutter und die Tochter mit Familie - zusammen wohnen könnten. Das bestehende Haus war allerdings für eine zusätzliche familientaugliche Wohnung zu klein. Es entstand die Idee, das Dachgeschoss abzureißen und mit einer Wohnung über zwei Geschosse aufzustocken. In diesem Zusammenhang sollte die Erdgeschoss-Wohnung energetisch modernisiert werden. Die Ölheizung war erst wenige Jahre zuvor erneuert worden und bot die Möglichkeit eine Solaranlage nachzurüsten.

Projektergebnis

Der Erdgeschoss-Grundriss musste so umgeplant werden, dass eine separate Wohneinheit entsteht, welche über ein gemeinsames Treppenhaus zu erschließen ist. Die Wohnung sollte möglichst barrierefrei gestaltet werden. Eine elektrobiologische Untersuchung zeigte auf, daß aufgrund des benachbarten Trafohäuschens straßenseitig kein Schlafzimmer angeordnet werden konnte. Bei der Aufstockung von Ober- und Dachgeschoss sollte ein großzügiger Wohn-, Eß- u. Kochbereich geschaffen werden mit einem separaten Arbeitszimmer und einem Gäste-WC. Die Grundrisseinteilung aus dem Erdgeschoss konnte also nicht einfach übernommen werden, obwohl dies aus statischen Gründen die einfachste Lösung gewesen wäre. Im Dachgeschoss sollten neben dem Elternschlafzimmer mit Bad zwei Kinderzimmer geschaffen werden. Die Treppe der Obergeschoss- und Dachgeschosswohnung wurde im Norden angeordnet. Die Diskussion über den Energiestandard des Gesamtgebäudes führte zu dem Vorschlag, die neue Wohneinheit im Passivhausstandard zu planen. Bei Nutzung der vorhandenen Öl-Brennwertheizung für Heizung und Warmwasser musste noch zusätzlich eine Solaranlage zur Brauchwasserbereitung installiert werden, um die Anforderung an den Primärenergiebedarf erfüllen zu können.

Die Ausschreibung der Handwerksleistung zeigte, dass die Aufstockung deutlich günstiger in einer Holzrahmenbauweise ausgeführt werden kann als bei Massivbauweise mit Wärmedämmverbundsystem. Außerdem lag ein wesentlicher Vorteil in der kurzen Bauzeit der Holzbauweise aufgrund der geringen Trockenzeiten.

Akteure

Beteiligte Firmen

Planung und Bauleitung
Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater
Planung Heizung und Lüftung
Harald Krause, Samerberg-Törwang
Statik
Fritz Baderschneider, Dipl.-Ing. (t) Prien am Chiemsee
Blower-Door-Test
Rainer Kutzner, Riedering
Energieberatung
Martin Schaub, Dipl.-Ing. Architekt + Energieberater

Weblinks